Geschlafen haben wir die erste Nacht im Kloster ganz gut, lässt man die heulenden Hunde in der Umgebung mal außen vor. Die Horrorfilmstimmung wird dazu noch komplettiert durch den Ausblick aus unserem Zimmerfenster in die bewaldeten Berge, die man in der Dunkelheit beinahe nur erahnen kann. Die düstere Stimmung wird jedoch schnell erhellt durch meinen von Aioli verstimmten Magen, der mich ins Bad zwingt. Wie gesagt - ansonsten war die Nacht ganz gut.
Nach unserer ersten Nacht im Kloster steht die Umrundung des Cap Corse, dem Finger im Norden Korsikas, an. Vom Kloster fahren wir hinunter zur Ostküste und folgen der Straße in Richtung Norden. Der erste Stopp ist das schöne kleine Dörfchen Erbalunga, wo wir an Cafés vorbei zum Hafen spazieren. Dieser dient der Vorlage vieler Postkartenfotos und sieht echt malerisch aus. Wir verweilen ein wenig unf fahren weiter der Küste entlang.
Bei der Fahrt schaut man stets nach links in die sanft hügeligen und sehr grünen Berge, die rechts neben der Küstenstraße bis hinunter ins Meer gehen. Grün dominiert das Cap Corse. Das Meer leuchtet in säntlichen Blautünen. Wir fahren bis hin zum nördlichsten Punkt Korsikas, dem Gegenstück Bonifacios im Süden. Hierbei handelt es sich um Barcaggio, einem sehr kleinen, nicht unbedingt sehenswerten Dorf. Aber immerhin waren wir am nördlichsten Punkt, lässt man die dort vorgelagerte kleine Insel außen vor.
Von hier aus geht es in Richtung Westen. Wir kommen an den touristischen Fischerort Port de Centuri, den wir uns anschauen und uns dort einen Kleinigkeit essen. Dieser Ort ist einen Besuch wert, jedoch kann es auch schnell zu einer Überfüllung durch Touristen kommen.
Weiter geht es an der Westküste des Cap Corse entlang, vorbei an einem Asbest-Strand, der dunkelgrau gefärbt ist und durch den Asbestabbau in den angrenzenden Felsen entstanden sein soll. Linksseitig befindet sich eine riesige Fabrikhalle, und Menschen in Ganzkörperschutzanzügen und Atemschutzmasken regeln den Verkehr. Eine andere Welt! Schnell weg hier. Wir kommen nach etlichen Kilometern und vielen schönen Ausblicken an den südlichsten Zipfel an der Westseite des Cap Corse, einige Kilometer von St. Florent entfernt, und biegen nach unendlich vielen Serpentinen nach links in Richtung Bastia ab.
Wir kommen nach einiger Zeit in Bastia, einer Großstadt, an, parken in einem Parkhaus am Bahnhof und spazieren durch die Altstadt samt Hafen, über den riesigen Platz St. Nicholas mit seinen zahlreichen Cafés und sehen Fähren direkt neben dem Platz am Fährhafen. Beeindruckend aus dieser Nähe.
Nach dem Besuch in Bastia geht es dann zurück zum Kloster, wo wir unsere letzte Urlaubsnacht verbringen und unser letztes Abendessen vorher zu uns nehmen.
Wir machen uns frisch und gehen zum Abendessen - einem, um es vorweg zu nehmen, besonderen Abendessen, das wir nie mehr vergessen werden.
Wir werden am Tisch bedient. Zunächst bekommen wir eine Suppe als Vorspeise. Nonne Amsler steht im Nebengang bereit. Ich kann sie aus dem Augenwinkel sehen, wie sie hin- und herschleicht und auf ihren Auftritt wartet. Eigentlich war es mit ihr zuvor abgesprochen, dass sie nach dem Abendessen auf ein Zeichen den Speisesaal des Klosters betritt. Also unterbreche ich das Essen kurz und übergebe meiner nun zukünftigen Frau ein selbstgeschriebenes Gedicht. Nach dem Lesen und dem so wichtigen Wort "Ja!" gebe ich Elzbieta Amsler das erwartete Zeichen, und sie betritt den Raum und übergibt uns die Verlobungsringe. Es hat doch alles geklappt. Das Essen wird nun aber eher zur Nebensache. Doch wer kann schon behaupten, dass er einen Heiratsantrag in einem korsischen Kloster bekommen hat?!
Nach einem für uns romantischen Abend mit erfolgreichem Abschluss machen wir noch ein Foto mit Elzbieta Amsler, die tatkräftig unterstützt hat!
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